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Archiv für den Monat August 2013

Der „Wilde“ Osten war ja schon immer etwas surrealer, verrückter, märchenhafter. Unsere spätmoderne westliche Müdheit an den Klischees überkommt die Wirklichkeit nicht und reicht auch längst nicht an sie heran.

Aus einem Artikel Meldung aus dem FAZ (noch nicht online, Meldung aus dem Perlentaucher):

„Seit 2006 siedelt in diesem Gebäude die Prager Stadtverwaltung und zahlt laut Vertrag, der für mehrere Jahre abgeschlossen ist, 210,6 Millionen Dollar Miete an eine in einem Steuerparadies registrierte Firma, deren Besitzer unbekannt ist. Das ist das Vierfache des Kaufpreises, für den dieses Gebäude der Stadt Prag angeboten worden war.“

Trügt das Gefühl, so etwas an Minder-Raffinesse wäre „im Westen“ nicht (mehr) möglich – oder ist das nun seinerseits schon wieder naiv?

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(„Wähle die Ambivalenz als Voraussetzung der Arbeit.“)

„Die riesenhafte Korruption, die Versessenheit aufs Geld, bei der die Absicht, inhaltlich und künstlerisch wertvolle Dinge zu schaffen, völlig absurd wird. Indem man es doch versucht, wird einem klar, in welch zwiespältiger Situation man sich befindet. Man arbeitet im verfaultesten Kernpunkt einer verseuchten Gesellschaft, solange man hier lebt kann man ja auch garnichts erreichen, ohne sich dieser Gesellschaft zu bedienen. Man muss mit ihr zusammen arbeiten und einen Weg finden, ihre Vorteile auszunützen.“

(Peter Weiss am 19.August 1960 in Das Kopenhagener Journal)

 

Wie hoffnungslos altmodisch eine solche Haltung einem heute vorkommt, und zugleich doch wie zeitlos. Ohne Skrupel – oder eben Skrupellosigkeit – kann es eigentlich, außer in lichtesten Inspirationen, auch zu keiner weiterführenden Kunst mehr kommen.

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